Großbaustelle Gennerstraße „Wundertüte“ Bauen im Bestand ‐ Ein Interview

Es geht voran mit der Baustelle Gennerstraße. Wir haben mit dem zuständigen Projektleiter sowie der Abteilungsleitung bei den Stadtwerken gesprochen.

Wie wurde die Bauzeit berechnet?

Im Allgemeinen gehen wir von der Kostenberechnung aus, die der Maßnahme zugrunde liegt. Eine Baukolonne kann einen gewissen Betrag im Monat durchschnittlich umsetzen. Davon ausgehend wurde die Bauzeit auf 5 Jahre geschätzt. Auf der Gennerstraße arbeiten bis zu 5 Kolonnen gleichzeitig, dadurch verkürzt sich die Bauzeit. Ursprüngliche Bauzeit war bis Mitte 2019. Durch viele zusätzliche Arbeiten und Erschwernisse, die erst nach Baubeginn erkennbar wurden, hat sich der Zeitplan aktuell bis Mitte 2019 ausgedehnt.

Wie viele Personen oder Firmen werden bei einer solchen Baumaßnahme koordiniert?

Verwaltungsseitig inklusive Ingenieurbüros sind über 60 Personen mit dem Projekt befasst, davon etwa 30 Personen mehr oder weniger regelmäßig. In die laufenden Arbeiten sind ca. 15‐20 Personen (Planung, Bauleitung, Versorger, Baufirma) plus ca. 20 Personen als Personal der beteiligten Baufirmen regelmäßig eingebunden. In einer wöchentlichen Baustellenbesprechung werden alle auf den neusten Stand gebracht.

Welche Herausforderungen hat die Baustelle Gennerstraße an die Stadtwerke gestellt?

Die Herausforderungen im laufenden Betrieb sind vielfältiger Art. Der Boden einer Tiefbaumaßnahme gleicht einer Wundertüte. Vor Baubeginn werden umfangreiche Untersuchungen durchgeführt. Vieles kann man im Vorfeld klären, manches weiß man aus Erfahrung. Und meistens kommt es dann doch anders, weil die Unterlagen häufig ungenau sind. Dies betrifft nicht nur die Unterlagen der Stadtwerke, sondern vor allem die der sonstigen Versorger. Die Leitungen stammen teilweise noch aus den 30er Jahren, vieles aus den 50ern und 60ern. Damals wurde der Bestand nur grob aufgemessen. An wichtigen Punkten wie z.B. Kreuzung Gennerstraße/ Fronhofstraße kam zu erheblichen Verzögerungen, weil gerade dort Leitungen verlegt waren, die so nicht dokumentiert waren. Bis klar ist, wem welche Leitung gehört, ob diese umgelegt werden kann oder welche Alternativen zur Verfügung stehen, vergeht viel Zeit. Insbesondere die Kollegen der Telekom betreiben gerne eine Verhinderungstaktik.

Kann man die Baustelle mit dem Neubau der B265n vergleichen? Dort es gefühlt ja schneller voran.

Nein, die beiden Maßnahmen kann man überhaupt nicht vergleichen. Die Trasse der B265n verläuft überwiegend auf freiem Feld. Dort kann man mit großen Geräten eine große Leistung erzielen. Innerhalb weniger Tage und Wochen pflügen sich Bagger, Raupen und LKW durch Tausende Tonnen Erdreich. Sobald die Maßnahme auf den Bestand trifft und z.B. um den Kreisverkehr Bonnstraße, dauern die Arbeiten auch endlos erscheinende Monate.

Manchmal sieht es so aus, als würde auf der Baustelle gar nicht gearbeitet.

Dieser Eindruck entsteht meistens durch besonderen Herausforderungen der Baumaßnahme und die Koordination der Personen. Insbesondere wenn die Versorgungsleitungen und Hausanschlüsse verlegt werden, fragen viele Anwohner, warum man dauernd einen Graben auf und wieder zu macht, dann daneben den nächsten Graben etc. Aus bautechnischen Gründen können wir nicht das „große Loch“ ausheben und alle Leitungen dort verlegen, weil sich die Baufirma, Anwohner, Rettungsdienst, .. noch irgendwo bewegen müssen. Gäbe es eine solche Lösung, würde sie sofort umgesetzt. Die Firmen werden ja nach Leistung nicht nach Anwesenheit auf der Baustelle bezahlt.

Das Gespräch musste gekürzt werden.

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