Vorgestellt: Das „SkF-Haus Kendenich“ im alten Pfarrgarten

Von Frank Baer:

Am neuen Haus im alten Pfarrgarten ist wohl fast jeder Kendenicher schon vorbei gekommen, am SkF –Haus Kendenich Mutter/ Vater-Kind-Wohnen“ des Sozialdienstes katholischer Frauen Rhein-Erft-Kreis e.V.. Doch was passiert da? Zugegeben, ich wusste es auch nicht so recht. 

Nach einem Gespräch mit Einrichtungsleiterin Petra Motzfeld gehe ich schlauer nach Hause. „Wir unterstützen im Auftrag des Jugendamtes alleinerziehende Mütter oder Väter mit ihren Kindern“, sagt sie. „Eltern, die erzieherische Unterstützung benötigen.“ Auffälligkeiten im Verhalten und/oder der Entwicklung der Kinder werden z.B. in der Kita, von dem behandelnden Kinderarzt und selbstverständlich von den Eltern selber festgestellt, die sich an das zuständige Jugendamt mit einem Antrag auf Hilfe zur Erziehung wenden.. Die Aufgabe des Jugendamtes ist, den Eltern Hilfe anzubieten und entscheidet über die Form der pädagogischen Hilfe. „Eine mögliche Hilfeform, damit diese kleinen Familien zusammen bleiben können, ist der Einzug in unser Mutter/Vater-Kind-Wohnen, in dem die Eltern mit ihren Kindern intensiv gefördert und unterstützt werden. “, erklärt Petra Motzfeld. Und als ob sie meine nächste Frage ahnt, betont sie: „Es ist kein Frauenhaus. Frauen, die zuhause beispielsweise körperlicher Gewalt ausgesetzt sind, haben andere Anlaufstellen.“ Zuletzt hatte sie noch eine Anfrage einer Frau, die eine Wohnung suchte. Ihr zumindest konnte sie nicht helfen.

Dafür zusammen mit ihrem Team, bestehend aus 13 pädagogischen Fachkräften, einer Ökotrophologin und einem Hausmeister aber zunächst sieben Müttern und einem Vater mit ihren Kindern. Bis Mai sollen dann alle zehn zur Verfügung stehenden Appartements belegt sein. Von der minderjährigen Mutter mit ihrem Säugling bis zur dreißigjährigen Mutter mit einem Kindergartenkind– die Spannbreite der Bewohner ist groß. Motzfeld: „Häufig müssen die Eltern lernen, die Bedürfnisse ihrer Kinder wahrzunehmen und angemessen darauf zu reagieren. Sie müssen eine gemeinsame Tagesstruktur entwickeln, die Themen reichen von der Ernährung über die Hygiene bis hin zur Förderung der Kinder. Des Weiteren gilt es die Eltern zu unterstützen für sich selber eine Lebensplanung zu entwickeln, um später selbstständig und verantwortlich für sich und das Kind zu sorgen. Im ersten Monat werden die Mütter/Väter „sehr eng begleitet“. Die Ökotrophologin bereitet für und mit den Eltern die Mahlzeiten zu und vermittelt so das Bewusstsein eine gesunde Ernährung. Die Eltern und Kinder werden von den Pädagoginnen umfassend begleitet und unterstützt. Die Kinder werden im Kinderbereich bestehend aus drei Beschäftigungsräumen von den Pädagoginnen im Spiel gefördert. Auch das Außengelände wird gerne von den Kindern genutzt. Eine Rund-um-die-Uhr- Betreuung wird gewährleistet. Das bedeutet, dass auch nachts zwei Fachfrauen zur Unterstützung im Haus in Bereitschaft sind. Neben einem großzügigen Angebot an Gemeinschaftsräumen, dient als Rückzugsraum für die Eltern mit ihren Kindern das jeweilige Appartement, ausgestattet mit einer kleinen Küche, einem Kinder- und natürlich einem Badezimmer. Die Dauer des Aufenthaltes ist begrenzt, entsprechend des Hilfeplanverfahrens des Jugendamtes. Einige werden nach 3-4 Monaten ihr Ziel erreicht haben, andere nach einem Jahr, wenige werden länger bleiben. „Das Ziel ist es, dass die Mütter/Väter in allen Bereichen des Lebens gestärkt eigenverantwortlich in einer eigenen Wohnung leben können.“ Ein großes Ziel. Denn: „Es gibt im sozialen Wohnungsraum einfach zu wenige Möglichkeiten, auch hier in Hürth“, bedauert nicht nur Motzfeld das mangelnde Angebot an Sozialwohnungen in der Region.

Bis zum Auszug der ersten Bewohner ist es aber noch etwas hin. Derweil freut sich Petra Motzfeld über die guten Bedingungen, die sie in Kendenich vorfindet. „Die Infrastruktur ist hier schon sehr gut. Mit dem Stadtbus kommen alle schnell in den Hürth-Park, zur Eschweiler Straße oder zum Arzt. Hier im Ort nutzen wir Apotheke, Bäcker oder Lebensmittelladen.“ Natürlich wird auch der Spielplatz an der Aue genutzt. Mit der benachbarten Gemeinschaftsgrundschule Kendenich und dem Städtischen Kindergarten Burgwichtel ist man im guten nachbarschaftlichen Austausch. Ebenfalls wird der Kontakt mit Pfarrer Müller und Frau Friedrich von der Kirchengemeinde gepflegt. Motzfeld: „Wir wollen uns integrieren, uns bekannter machen und ein Stück weit auch eventuelle Bedenken nehmen.“ Dafür möchte man sich auch beim Pfarrfest von St. Johannes Baptist am 23. Juni der Bevölkerung vorstellen.

Zum Abschied sagt Petra Motzfeld schließlich: „Das ist ein wunderschönes Haus. Wir fühlen uns sehr wohl und sind sehr froh, hier in Kendenich arbeiten zu dürfen.“ Und wir sagen: „Herzlich willkommen!“

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